Donnerstag, 4. Oktober 2007
Kreuzungen
Man stelle sich vor, man hat mit allem abgeschlossen. Man hat keine Lust mehr auf das, was sich Liebe schimpft. Man hat sie zwar nie kennengelernt, aber man hat schon jetzt genug davon.
Nie wieder auf jemandem einlassen.

Nichtssagend meldet man sich bei einer Internet-Community an, in der Hoffnung, etwas zu finden, von dem man selbst nicht weiß, was es überhaupt sein soll. Man sucht etwas, aber weiß nicht was.

Eines Tages meldet sich jemand und beide sprechen miteinander. Doch bloß nichts übertreiben. Man könnte wieder in diesen Rausch geraten und an das Grenzgebiet Liebe stoßen. Doch jene Frau, die sich meldete, lässt nicht locker. Hartnäckig ist sie. Und es wird geredet. Und man gerät wieder in diesen Strom, in den man eigentlich nie mehr hinein wollte. Plötzlich steckt man so tief drin, dass man gar nicht mehr weiß, wie einem geschieht. Und so vergehen die Tage, Wochen und Monate, mit Höhen und Tiefen, wie das eben so ist.
Und irgendwann gibt es Dinge und Ereignisse, die man nicht beeinflussen kann. Die Distanz lässt nichts zu. Grausam lässt sie einen Menschen warten. Zum Nichtstun verdammt. Ohne die Dinge auch nur im Entferntesten steuern zu können, geht alles seinen Weg. Das Schicksal scheinbar. Es bahnt sich seinen Weg. Und es reißt alles mit.

Monate sind vergangen und man stelle sich vor, alles wäre nur noch schlimmer geworden, als es sowieso schon ist. Doch man verzagt nicht. Man arbeitet. Man kämpft mit sich selbst und mit allen Fragen die sich einem stellen. Jeder für sich. So als wäre man zusammen, aber doch völlig abgeschottet voneinander.

Die Bindung zwischen beiden Menschen ist so innig wie keine andere. Und doch fühlt sich, jeder für sich, verloren in seiner kleinen Welt.
Mit der Zeit merken aber beide, dass nie verloren war, was gewesen ist. Die Zeit ist davongelaufen. Viel hat man verschwendet und viel umsonst getan. Aber die Bindung hat nie aufgehört zu existieren. Nicht einen gottverdammten Tag.

Man stelle sich nun auch noch vor, all das beschäftigt einen bis heute. Und man hat nicht den Hauch einer Ahnung davon, was kommen mag. Ein Alptraum, der vielleicht nie endet. Vielleicht endet er aber doch. Wenn sich das Schicksal etwas dabei gedacht hat.

Nie war mir ein Herbst wichtiger, als in diesem Jahr.
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Ben 04.10.07