Sonntag, 23. September 2007
Der lange Weg ins Nirgendwo
Es gibt Tage, an denen wünscht man sich nichts sehnlicher, als tot zu sein. Ich muss zugeben, dass ich solche Tage nun schon einige Male erleben durfte. Glücklicherweise war es bislang immer so, dass irgendeine innere Stimme einem sagte, dass Leben doch die bessere Alternative sei.
Glücklicherweise? Ja, ich denke tatsächlich, dass jeden Tag an dem ich hätte sterben können, ich einige schöne Erfahrungen die darauf folgten, nie gemacht hätte.

Manchmal allerdings, fragt man sich dann, wie lange solche Situationen anhalten. Wird es immer etwas geben, was es lohnenswerter macht, dem Tod das Leben vorzuziehen?

Sicherlich eine Grundsatzfrage, die keiner sicher beantworten kann. Ich für meinen Teil bin manchmal dann wohl doch eher der Realist mit Hang zum Pessimismus.
Wieviele wirkliche Alternativen bietet das Leben in den unterschiedlichen Bereichen? Wieviele Frauen kann man haben, die genau so sind, wie die eine, die man sich immer gewünscht hat? Wieviele Autos kann man fahren, die alle genau so sind, wie das eine, was einem schon immer am besten gefallen hat? Wieviele Sonnenuntergänge kann man erleben, die alle so sind wie jener, der einem immer in Erinnerung geblieben ist?

Das Wichtigste im Leben eines Menschen ist wohl ohne Zweifel die Liebe. Die Liebe zwischen zwei Menschen. Kein Gegenstand der Welt kann die Liebe bieten, die ein Mensch offenbart. Und wenn man sich dann nach sovielen Monaten genau diesen einen Menschen herausgepickt hat, dann wird es besonders brenzlig. Nicht dass ich den Anfang gemacht hätte. Nein, der Anfang kam zu mir. Alles kam zu mir. Wegen meiner "süßen Schnauze".
Ein sinnliches Gefühl, wenn ich daran denke. Und wie das Schicksal so spielt, war das mehr als nur ein Anfang. Manchmal habe ich heute das Gefühl, es war der Anfang vom Ende.
Aber ich sagte ja: Ich bin Realist mit Hang zum Pessimismus. Also lassen wir das. Es ist erst dann zu Ende, wenn es wirklich zu Ende ist, wie irgendein großer Denker mal zu sagen pflegte.

Die Liebe kam also zu mir. So schnell und unerbittlich schön. Wie ein Eimer kaltes Wasser über den Kopf, regneten die Hormone über die erweichte Birne. Irgendwann war die Birne so weich, dass nichts anderes mehr rein kam ausser dieser Liebe. Umso verletztlicher war ich dann, als die unangenehmen Dinge ihren Lauf nahmen. Die Dinge, deren Verlauf ich zu jener Zeit nicht zu steuern vermochte.

Einsam drängte sich all das Unglückselige in mein Leben und prägt es bis heute. In all den dutzend Jahren meines Lebens zuvor habe ich so etwas nicht erlebt. In so kurzer Zeit prägten mich die Umstände mehr als alles andere jemals zuvor. Zum Glück ist einem trotz der härtesten Qualen der gesunde Geist und Menschenverstand nie ganz abhanden gekommen.
Ein Lichtblick in dieser schweren Zeit, die sich bis zum heutigen Tage hinzieht. Nun sitze ich hier, mich abermals mit den Gedanken quälend, wohin uns die Zukunft führen mag.

Alleine werde ich den Weg nicht bestreiten, das steht fest. Das wollte ich nie. Und selbst mit dem größten Mut würde ich das niemals wollen. Keine Liebe der Welt kann jene ersetzen, die einmal zum Grundstein deines Lebens wurde.
Du kannst eine Lücke stopfen, und Dinge besser machen. Aber du kannst niemals zu dem alten Gefühl zurückkehren. Wenn ich darüber nachdenke, fühle ich mich wieder wie am Anfang dieses Blog-Eintrags. Lieber tot sein als lebendig ohne den Grundstein.
Aber irgendetwas ist da. Ganz tief versteckt in meinem Innern, es brodelt und kocht, obwohl es so winzig klein ist. Ein Hoffnungsschimmer, der auf seinen Moment wartet, alles zurückzuholen, was verloren ist.

Ja, dort wo die Liebe regnet, wünscht sich keiner einen Schirm.

Auch ich nicht. Meine Liebe ist bereits besiegelte Sache. Ganz egal wohin ich geh, ganz egal mit wem ich rede und was ich tue. Immer wieder denkt man an den Grundstein. Er lässt sich nicht entfernen aus dem Kopf. Sollte man dagegen ankämpfen? Es wäre ein unfairer Kampf. Ein Kampf, den man nicht gewinnen kann.

Und so lehne ich mich zurück. Ich lasse mich von der Sonne blenden und zähle genau die Stunden, die da noch auf mich warten. Bis zu jenem Tag, an dem ihre und meine Unruhe endlich ein Ende hat. Der Tag wird kommen. Die Hoffnung in mir brodelt. Sie brodelt tatsächlich immer noch. Nach all dem was gewesen ist. Erstaunlich zwar, aber nicht zu leugnen. Und so warte ich. Und warte. Und warte. Tag für Tag fliegen die Vögel vorbei. Die Sonne geht auf. Und wieder unter. Und Tag für Tag verliert man seine Stunden ohne die Liebe die man sich so wünscht.
Man muss stark sein in dieser Zeit. Wir sind stark. Die Liebe wartet. Aufgeben? Niemals. Hoffen? Jede Minute meines Lebens.

Viel Ungewissheit wartet. Viel Scham, viel Lust, viel Angst und viel Sehnsucht. Doch die Liebe ist der Lehm zwischen den Steinen. Sie hält alles zusammen. Vielleicht wird sich alles ändern, schon in wenigen Wochen. Vielleicht wird die Qual ein Ende haben und viele Fragen geklärt werden. Vielleicht wird das Leben wieder so lebenswert, wie es mal war.

Warten wir? Ich warte mit ausgestreckter Hand. Hoffentlich nicht umsonst.
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Ben 23.09.07